In Antwort auf:
Neuer Verein ist der Tradition verpflichtet
Fusion Aus dem 1. FC Bamberg und dem TSV Eintracht Bamberg wird heute der 1. FC Eintracht Bamberg. Damit endet die (getrennte) Geschichte zweier Vereine, die über Jahrzehnte für viele sportliche Höhepunkte in Bamberg gesorgt haben.
von alexander hirt, ftZwei Traditionsvereine verschmelzen heute rechtlich zu einem: Aus dem 1. FC Bamberg und dem TSV Eintracht Bamberg wird der 1. FC Eintracht Bamberg. Die Epochen zweier geschichtsträchtiger Vereine gehen damit zu Ende. Dass die Fusion nicht ganz ohne Widerstand verlief, ist klar: Schließlich hängt sowohl bei den „Violetten“ als auch bei den „Gartenstädtern“ viel Herzblut an der eigenen Tradition. Veteranen beider Vereine erinnern sich aus diesem Anlass an Höhepunkte vergangener Tage.
Am 3. März 1901 wird der 1. FC Bamberg gegründet. Theo Gulden tritt 38 Jahre später dem Verein bei, ist heute seit 67 Jahren Mitglied und gewissermaßen ein Stück Geschichte der „Violetten“. „Während des Dritten Reiches habe ich in der Jugend gespielt“, erzählt Gulden, „und in dieser Zeit war unsere erste Mannschaft sehr stark, da ein in Bamberg stationiertes Panzerregiment viele gute Spieler in seinen Reihen hatte, die für uns spielten.“ Gegen Ende des Krieges lag der Fußball dann brach, weil die meisten jungen Männer an die Front mussten. Doch mit dem Ende des Krieges erholte sich der Fußball schnell. „Die Pödeldorfer Straße war schwarz. So viele Leute strömten zu uns ins Stadion“, erzählt Ernst Luther. Bereits drei Monate nach der deutschen Kapitulation, am 5. August 1945, steigt das erste Fußballspiel nach dem Krieg gegen den SV Hallstadt (2:1). In den Reihen des FCB finden sich hochkarätige Neuzugänge, unter ihnen eben jener Ernst Luther vom 1. FC Nürnberg. „Wir spielten vor 12 000 Zuschauern, das kann sich keiner mehr vorstellen.“Der „Violette“ Ernst LutherUnvergesslich ist ihm ein Derby gegen Lichtenfels in der Saison 1948/49 – kein Wunder, schoss Ernst Luther doch das spielentscheidende 1:0. „Wir spielten damals vor 12 000 Zuschauern“, erzählt der 87-Jährige, „das kann sich heute keiner mehr vorstellen.“ Doch für damalige Derby-Spiele völlig normal. Im Nachkriegsdeutschland dürstete es die Menschen nach Ablenkung – Fußball war hier oft die einzige Möglichkeit.
Einer, der Ernst Luther zu dieser Zeit auf dem Spielfeld bewundert, ist Wolfgang Nagl, der spätere Vorsitzende des FCB. Mit neun Jahren habe sein Vater ihn das erste Mal mit ins Stadion genommen. Dort sieht er den „legendären“ Stürmer Andi Beßler: „Das ganze Stadion skandierte Andi, Andi! Da war meine Liebe zu den Violetten sofort geweckt.“ Immer sei er als Kind zu den Spielen gegangen. „Für uns war es die größte Strafe, wenn wir nicht raus durften“, erzählt Nagl und lacht.
Zu dieser Zeit erwächst Konkurrenz in der Gartenstadt. Am 17. März 1951 wird der TSV Eintracht Bamberg im Café Diana gegründet. Hermann Scheibe – heute stolzer Opa von Club-Stürmer Stefan Kießling – ist ein Mann der ersten Stunde beim TSV. 44 Jahre lang war er Kassier des Vereins. „Wir sind vor der Vereinsgründung immer rüber zum FC gelaufen“, erinnert sich Scheibe, „und irgendwann haben wir uns gedacht, das können wir auch.“ Schnell ging es aufwärts, man arbeitete sich Liga für Liga hoch. Höhepunkt in der Geschichte der ersten Fußballmannschaft der Eintracht war die Spielzeit 1968/69, als man sich nach einem 3:1-Erfolg über den ASV Gaustadt am letzten Spieltag die Meisterschaft der Bezirksliga Oberfranken/West sicherte. Da aber bei Punktegleichstand im Amateurbereich das bessere Torverhältnis nicht ausschlaggebend war, musste ein weiteres Spiel gegen die punktgleiche Konkurrenz aus Gaustadt entscheiden. Auf dem Feld stand damals Georg Weber: „Über 4000 Zuschauer kamen ins Bamberger Stadion, aber leider haben wir mit 4:2 gegen den ASV Gaustadt verloren.“ „Die Niederlage gegen den ASV
Gaustadt nagt noch heute an uns.“Der „Gartenstädter“ Georg WeberDer ASV sicherte sich so Titel und Aufstieg in die Landesliga. Wäre der Aufstieg geglückt, man hätte sich auf Augenhöhe mit dem großen FC Bamberg befunden. Kein Wunder also, dass die Niederlage noch heute „an einem nagt“, wie Weber zugibt. Eine einmalige Zeit sei dies gewesen: „Die Menschen haben sich mit uns identifiziert, wir waren ihre Gartenstadtbum.“
Dieter Zettelmaier gilt zu dieser Zeit beim FC Bamberg als einer der besten Stürmer. Unvergesslich ist ihm sein erstes Spiel, in dem er alle drei Tore zum 3:1-Erfolg seiner Mannschaft beitrug – „das Stadion tobte.“ Später wurde er sogar in die Amateurnationalmannschaft berufen. „Helmut Schön hat uns trainiert und später Dettmar Cramer“, erinnert sich Zettelmaier. Am 2. Mai 1964 trennt er sich mit Deutschland vor 15 000 Zuschauern in Bamberg 1:1 unentschieden von Frankreich. Zum traurigen Tiefpunkt in der Geschichte des FCB wird für ihn die Saison 1967/68: Der Verein steigt in die Landesliga ab und wird erstmals seit Bestehen viertklassig. Es kommt noch schlimmer. Als 1988 der Konkurs droht, wird Wolfgang Nagl Erster Vorsitzender – eine schwierige Zeit. „Das Konkursverfahren konnte erst abgewendet werden, als die Stadt das Vereinsheim kaufte“, so Nagl.
Die Zustimmung zur Fusion ist den Veteranen angesichts ihrer Geschichte nicht leicht gefallen. Für zweckmäßig halten sie die meisten aber dennoch. An einer gemeinsamen Jugendarbeit führe kein Weg vorbei, lautet der Grundtenor. Einzig Wolfgang Nagl ist skeptisch: „Ich habe die Befürchtung, dass der Traditionsverein 1. FC Bamberg aus der Erinnerung verschwindet.“ Doch angesichts der Geschichte beider Vereine ist dies wohl kaum zu befürchten.