Stadion-Chef Lonzen: „Stelle mir die Frage, ob wir uns so ein Spiel nochmal antun sollen“ / Über 100 Verletzte
Leipzig. Der Tag danach, nach dem hasserfüllten Stadtduell Lok vs. Sachsen II (0:0). Die rausgerissenen Sitzschalen sind ersetzt, demolierte Zäune repariert, gebrochene Nasen gerichtet, klaffende Platzwunden versorgt. Jetzt kommen die Nachwehen. Und die haben es in sich. Winfried Lonzen, Stadionchef und Sachsen-Präsident, spielt mit dem Gedanken, das Zentralstadion zur Derby-freien Zone zu machen! „Ich stelle mir ernsthaft die Frage, ob wir uns so ein Spiel nochmal antun sollen“, so Lonzen mit Blick auf die erneuten Ausschreitungen, die trotz der „sehr guten Kooperation“ mit Polizei, Security und Lok-Chef Steffen Kubald nicht verhindert werden konnten. Die offizielle Zahl der Verletzten – die Rede war von einer Handvoll – entspricht nicht ansatzweise den wahren Begebenheiten. Augenzeugen aus beiden Lagern sprechen von weit über 100 Verletzten. Nach einhelliger Einschätzung haben die Lokis ihre Vormachtstellung auf den Straßen Leipzigs untermauert. Klar ist: Auf beiden Seiten gibt es Pyromanen, Hirnis, Schläger. Klar ist auch: Bei Blau-Gelb geht es einen Zacken schärfer zur Sache. Lok-Präsident Steffen Kubald versucht sich erst gar nicht in Gleichmacherei. „Es ist bekannt, dass sich im Dunstkreis unseres Klubs Leute tummeln, die nicht lange fragen, bei denen es gleich zur Sache geht.“ Bis zur Leutzscher Fanfraktion hat es sich offenbar nicht rumgesprochen, dass man gegen eine gnadenlose Übermacht besser den Ball flach hält. Stattdessen fliegen zwei Raketen in den Lok-Block, stürmen Chemiker weidwund an den trennenden Zaun, schreien sich den Leib aus der Seele, ballen die Fäuste. All das noch in Sicherheit, die Sektorzäune sind extrem stabil. Nach dem Spiel ist der Zaun plötzlich zugänglich, machen rund 100 Lokis Jagd auf die gar nicht mehr mutigen Provokateure. Bis die Polizei reagiert, gibt es heftig Prügel, im Fachjargon „Backenpulver“.Zur Aufarbeitung des Derbys gehört die Klärung der Frage, wer warum die Tür im Zaun aufgeschlossen hat. Gut für Ermittler und Opfer, schlecht für die Täter: Die Videoüberwachung im Zentralstadion ist seit der WM 2006 auf Weltniveau. In der 44 000-Mann-Arena fällt jeder auffällig Gescheitelte, jede halbgare Bratwurst, jedes Spruchband auf. „Wir sind Lokisten, Ärzte und Juristen“, steht auf einem Banner. Witzige Nummer inmitten einer todernsten Angelegenheit. Brutalität und Intelligenz kommen am Sonntag nicht zusammen um die Ecke. In einschlägigen Internetforen (http://www.forum.football-thugs.com) werden nicht nur haarklein die Übergriffe geschildert, es gibt auch korrespondierende Bilder dazu. Zu sehen sind unvermummte Hooligans bei ihrem Tagwerk. Erst am gestrigen Nachmittag werden die Schnappschüsse gelöscht. Da hat die Staatsmacht schon umfänglich gesurft. Winfried Lonzens Endzeitstimmung könnte auch daran liegen, dass er während des Spiels von so genannten Lok-VIPs übels belegt wird. Lok-Chef Kubald ist das Ganze extrem unangenehm: „Da haben sich einige wie eine offene Hose benommen“, zürnt Kubald, der Fehler beim Verkauf der VIP-Karten einräumt. Diesmal durfte jeder, der wollte und 39 Euro hatte. Das nächste Mal wird handverlesen. Falls es ein nächstes Mal gibt.
Blöd für die verletzten Schaben, aber so ist es nun einmal. Wer ständig vermummt rumposed und zu Gewalttaten gegen Lokisten aufruft, darf sich am Ende nicht wundern wenn er selber von ebendiesen umgeboxt wird. Typisch Chemie.
in Alles außer Hof finden wir nicht so toll
01.04.2008 13:56
von
Ramses
• "Die Schere"/Dauergrantler | 8.397 Beiträge
CFC - Nein Danke. Beim Freundschaftspiel in der Saisonvorbereitung wollte mir einer von diesen Vollpfosten die Fresse polieren. Alles nur, weil er einen Spruch so im vorbeigehen falsch mitbekommen hat.
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zuletzt bearbeitet 01.04.2008 13:56 |
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in Alles außer Hof finden wir nicht so toll
01.04.2008 20:12
von
passant
• 18.059 Beiträge
Aber der Auftritt der New Society beim Cup hat bestimmt den einen oder anderen Hofer noch etwas länger beschäftigt...man sollte sich halt einfach mal überlegen was man im Suff so von sich gibt...war nich wirklich verwundert über die Reaktion von "Ricardo"