Berlin – Es begann mit der wundersamen Geschichte des 150-Euro-Bombers Shergo Biran (inzwischen beim 1. FC Union), der beim SV Babelsberg zu seinen drei Fünfzigern im Monat noch rund 1000 Euro Arbeitslosengeld 1 bezog. Dann erklärte Babelsbergs Manager Ralf Hechel den staunenden Zuschauern im RBB, so etwas sei doch kein Einzelfall.
Stürmer (und andere Spieler) auf Stütze? FC Arbeitsamt in der Regional- und Oberliga? Welche kreativen Finanzierungsmodelle oder Abzock-Tricks gibt es noch? Im KURIER packt ein Insider aus. Ein Ex-Profi, der in drei Ligen bei über einem halben Dutzend Vereinen alles erlebt hat. Lesen Sie seine Enthüllungen:
FC Schwarzgeld: "In einem Sommer ging im Profibereich gar nichts mehr. Ich ging erst zum Arbeitsamt und dann zu einem ambitionierten Viertligisten, für den ich sonst nie aufgelaufen wäre. Aber die nahmen mich ohne echten Vertrag. So hätte ich als Arbeitsloser auch über das Ende der Wechselfrist hinaus Ende August noch zu einem höherklassigen Klub wechseln können. Neben dem Geld vom Amt gab es jeden Monat einen Briefumschlag mit Bargeld. Selbstverständlich ohne Unterschrift oder sonstige Quittungen. Das ging ein paar Monate so. Dann wurde mir das Ding zu heiß, ich habe doch einen ordentlichen Arbeitsvertrag unterschrieben."
FC Stütze: "Die Methode wird oft praktiziert, wenn es höherklassig nicht mehr zu einem gut dotierten Vertrag langt. Es wird in der Verbandsliga, Oberliga oder sogar in der Regionalliga unterschrieben. Nebenbei meldet man sich offiziell arbeitslos, verdient dazu. Das genau ist der Fall Biran. Nicht selten werden dazu Auflauf- oder Punktprämien über den Spielerberater abgewickelt. Oft gibt es auch ein einmaliges Handgeld. Es bleibt der Fantasie des Einzelnen überlassen, wie er das kassiert und versteckt. Der FC Stütze funktioniert aber höchstens ein Jahr – dann bricht das ALG 1 weg. Doch als älterer Spieler kann man sich in dem Jahr ja nach was Neuem umschauen."
FC Chefetage: "Viele Kicker merken irgendwann: Hilfe, ich hab’ doch nichts gelernt außer Fußball! Dann ist es höchste Zeit für eine Umschulung, die von der Berufsgenossenschaft bezahlt wird. Wer rafft schon, dass der Ex-Profi längst eine Vollzeittätigkeit im Management oder Marketingbereich des Klubs ausübt ..."
FC Autobahn: "Der einfachste aller Tricks. Der Spieler hat seinen Wohnsitz 100, 200 oder mehr Kilometer entfernt, wohnt in einem schönen, natürlich von einem Sponsor bezahlten Apartment oder Hotelzimmer – rechnet aber jeden Tag Hin- und Rückfahrt übers Kilometergeld ab. Das können locker 1000 bis 1500 Euro im Monat werden. Oder noch mehr. Genial, denn: Kilometergeld ist steuerfrei, der Verein zahlt dementsprechend weniger Gehalt. Und wenn der Wohnsitz nicht weit genug weg ist, werden eben Termine erfunden."
FC Lazarett: "Wenn man sich als Spieler größer verletzt, übernimmt ab der sechsten Woche die BG die Lohnfortzahlung. Da wird man von den Vereinen gerne möglichst lange krank gemeldet, wenn die Sommer- oder Winterpause naht. Pünktlich zum Start ist man dann wieder gesund."
Quelle: berliner-kurier