SPVGG BAYERN VERGIBT NOCH EIN GUTES DUTZEND ALLERBESTER TORCHANCEN Burghausener Zweitliga-Reserve will Hof ärgern, ist aber unterm Strich zu harmlos / Gashi überragend
Vom 0:1 bis zum 14:1 alles möglich
Hof: Hruby – Karl, Drechsel, Ascherl, Horn (46. Schildt) – Wallasch, Rauh (76. Tänzel), Schmidt, Karagöz ( 72. Wolf) - Zaccanti, Gashi. Trainer: Eck
Burghausen: Wehner – Gloning, Ponomartschuk, Matiasovitis, Hackl – Bauernschuster (66. Kracker), Doll, Ziegler, Dell Anno Schwinghammer – Kart. Trainer: Köster
Schiedsrichter: Hußnätter (SC Münchaurach) – Zuschauer: 900 – Gelbe Karten: Horn, Rauh. – Tore: 58. Min. Matiasovitis 1:0 (Eigentor), 62. Min. Wallasch 2;0, 68. Min. Karl 3:0, 72. Min. Gashi 4:0, 77. Min. Wolf 5:0.
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Realitätsfern?
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Ein Spiel, das auch ganz anders hätte enden können. Beispielsweise 10:0 für Hof. Oder 14:1. Aber auch ein kümmerliches 0:0 war möglich. Und im allerschlimmsten Falle auch ein 0:1. Ein Sieg also für die Gäste. Das 5:0 war letztendlich genau das, was den Hofer Erwartungen und Burghausener Befürchtungen entsprach. Die extreme Palette der aufgeführten Endstände entspringt nicht der Phantasie eines realititätsfernen Reporters, sondern spiegelt ziemlich exakt wider, was in diesen Spiel passierte und nicht passierte. Keine fünf Minuten waren gekickt, da hätten die furios startenden Gelb-Schwarzen schon klar vorne liegen müssen. Chance auf Chance wurde mit flottem Kombinationsfußball herausgespielt. Chance auf Chance wurde vergeben. Mal kläglich, dann wieder, weil der frühere Cottbusser Bundesliga-Keeper Wehner im letzten Moment zur Stelle war Karagöz hatte das 1:0 schon nach 120 Sekunden auf dem Fuß. Er traf nach gekonnter Vorarbeit von Karl und Zaccanti den Ball nicht richtig, der Ball trudelte am verwaisten Wacker-Tor vorbei.
Noch dachte sich im Hofer Lager niemand etwas Schlimmes dabei. Abhaken, weitermachen! Was sich dann aber abspielte, ging schon nicht mehr auf die berühmte Kuhhaut. Erst säbelte Gashi völlig freistehend über das Leder und scheiterte wenig später mit einem Heber um Millimeter. Zaccanti, nach langer Verletzungspause wieder in der Startelf, hatte Wehner schon ausgespielt und wollte gerade vollenden, als der Wacker-Keeper noch einmal auftauchte und die Lässigkeit des Argentiniers mit einem Hechtsprung bestrafte. Das waren die tausendprozentigen Chancen, ein halbes Dutzend „Hundertprozentiger“ kam noch dazu.
Langsam aber sicher schlich sich Verunsicherung ins Hofer Spiel. Der Gast aus Oberbayern, nur mit zwölf Spielern angereist, wurde mutiger. Den ersten Warnschuss gab Kart ab, der Hruby überlief. In allerletzter Sekunde kratzte Horn den Ball noch von der Linie. Wenig später: Gerade hatte der aufgerückte Ascherl einen Freistoß von Schmidt in bester Position nicht mehr richtig erwischt, als auf der Gegenseite erneut Kart in gute Schussposition kam. Um ein paar Zentimeter verfehlte der Wacker-Stürmer, neben Dell Anno, Doll, und Wehner der Spieler der Gäste, der sich auf beachtlichem Bayernliga-Niveau bewegte, das Ziel.
Hof griff jetzt längst nicht so zwingend an, leistete sich Patzer und plumpe Fouls. Horn rannte seinen Gegenspieler einfach über den Haufen und hatte Glück, dass der ordentlich leitende Schiedsrichter nur die gelbe Karte zückte.
Halbzeit! Der Hofer Trainer Armin Eck tat genau das, was ein guter Trainer tut. Er machte seine Jungs nicht zur Minna, nein, er motivierte die Mannschaft neu, sagte, dass das 1:0 schon noch fallen werde. Ein wenig mulmig war ihm schon dabei, denn gleich nach Wiederanpfiff knüpften die Platzherren dort an, wo sie begonnen hatte. Wieder zwei glänzend herausgespielte Chancen - wieder nix. Es war zum Haareraufen.
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Eigentor bricht Bann
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Ein Burghausener Abwehrspieler brach dann den Bann und hätte sich nach dem Eigentor am liebsten auf der „Grünen Au“ in einem Mauseloch verkrochen. Wehner hatte auf Gashis Schuss wieder richtig reagiert, aber nicht damit gerechnet, dass Matiasovits noch die Fußspitze dazwischen halten würde. Der Ball trudelte unaufhaltbar ins kurze Eck. Das überfällige 1:0 ließ bei den Gastgebern alle Hemmungen fallen. Wallasch tankte sich nach Zaccantis Pass durch und hämmerte den Ball an die Unterkante, von wo er ins Tor sprang, Karl machte nach guter Vorarbeit von Karagöz und feinem Solo das 3:0, Gashi hatte wenig später Zaccantis Gestochere satt und versenkte zum 4:0 und schließlich vollendete Neuzugang Wolf nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung mit einem schnörkellosen Schuss. Gashi hatte mit einem Pfostentreffer die Vorarbeit geleistet. Die letzten 15 Minuten hätten sich beide Mannschaften schenken können. Hof feierte sich mit ordentlichem Kombinationsspiel, aber ohne Zug zum Tor. Burghausen wollte und konnte nicht mehr, war froh, dass die Gastgeber endlich ein paar Gänge zurückschalteten
Ende gut, alles gut? Natürlich darf das personell arg gerupfte Schlusslicht nicht der endgültige Maßstab für das Leistungsvermögen der Hofer Bayernliga-Mannschaft sein. Die Gäste wollten die Gastgeber zwar ärgern, taten es auch in kurzen Phasen recht ordentlich, waren aber unterm Strich trotz aller Leidenschaft zu schwach besetzt. Drei oder vier Spieler aus der Jugend, zwei, die gerade erst wieder mit dem Training begonnen hatte, und die Alternativlosigkeit auf der Bank - da war, realistisch betrachtet, nicht viel zu holen.
Wobei die Burghausener Defizite die Leistung der Bayern nicht schmälern sollen. Die machten vieles richtig. Sehenswert, der Tempofußball der ersten 20 Minuten, dem freilich die Tore fehlten. Entscheidend, die wilde Entschlossenheit, mit der die Gastgeber den nach dem Eigentor taumelnden Gegner den K.o. versetzten.
Entscheidend auch, dass Gashi, der überragende Spieler auf dem Platz, mit einer Mischung aus feinen Tricks, Schnelligkeit und Besessenheit, immer wieder die Löcher riss. Entscheidend auch, dass sich Zaccanti trotz seiner vielen Missgeschicke nie entmutigen ließ und sich schließlich mehr darauf konzentrierte, seine Nebenleute mit Raffinesse ins Spiel zu bringen. Den beiden am nächsten kamen der vielseitig verwendbare Karl und der immer wieder davonstürmende Wallasch. Bei allen anderen wechselten Licht und Schatten. Ein Sonderlob noch für Schildt und Neuzugang Wolf, die nach ihrer Einwechslung positive Akzente setzten.
PETER LANGER