Der Jahn zwischen Hoffen und Bangen!
Ungewissheit über Lizenz, offene Finanz-Fragen / Nachfolger stehen in den Startlöchern.
REGENSBURG (ohr). Fußball-Regionalligist SSV Jahn durfte sich nach dem mühsamen 1:0 (0:0) gegen den 1. SC Feucht am Dienstag zwar als Sieger fühlen, doch geht das Sportliche derzeit etwas unter beim Regensburger Traditionsverein, der jenseits des Rasens beinahe mehr zu kämpfen hat als auf dem Spielfeld. So herrscht Ungewissheit über die Erteilung der Regionalliga-Lizenz durch den DFB, schwierig wird auch die Finanzierung für die Restsaison. Und es drängt sich die Frage auf, wer künftig den Verein führt, weil das fünfköpfige Präsidium seinen gemeinsamen Rücktritt zum 30. Juni 2005 verkündet hat. Eine Analyse der Problembereiche, die sich jetzt, knapp ein Jahr nach dem Zweitliga-Abstieg aufgetan haben:
Der wirtschaftliche Bereich: Bargeld lacht. Meistens jedenfalls. Der Jahn hat keines. Deshalb lacht bei ihm auch schon länger niemand mehr. Schon gar nicht, seit gewiss ist, dass der Etat diverse Deckungslücken aufweist. Mit anderen Worten: Geld muss her. Die Frage ist nur: Woher nehmen und nicht stehlen? Von offizieller Seite hört man, dass große Hoffnung auf schon längst fällige Sponsorenbeträge in sechsstelliger Höhe besteht. Außerdem sollen die Flutlichtanlage, die Plattform für TV-Übertragungen und die ebenfalls vom Verein zu Zweitliga-Zeiten bezahlte Container-Anlage im Stadion verkauft werden. Zudem ist ein rigider Sparkurs ausgegeben worden, der z. B. die Reduzierung der Spielergehälter um 20 Prozent beinhaltet. Doch dazu fehlt noch das Ja-Wort des Teams.
Die Etatlücke: Sie entstand, weil ein Sponsorvertrag über eine Million Euro das Papier nicht wert war, auf dem er stand. Der DFB zweifelte zu Recht an der Bonität des Sponsors und verlangte den Jahn-Verantwortlichen für die Regionalliga-Lizenz eine Millionen-Bürgschaft ab. Der vermeintliche Sponsor bezahlte auch nicht seine Werbeflächen, gab einen ungedeckten Scheck in Höhe von 100000 Euro für den Kolomaznik-Transfer und übernahm keineswegs wie zugesagt das üppige Gehalt des Spielers Aslan, der seit der Winterpause nunmehr in Salzburg kickt. Gelder, die jetzt fehlen. Und die fehlen, auch wenn die Zweitliga-Saison dem Vernehmen nach einen stolzen Gewinn gebracht haben soll. Kapital konnte nicht gebildet werden. Die Summen sind schon vorher ins spielende und betreuende Personal geflossen, in die Börsen der Spielervermittler, in den Spielbetrieb, in Beiträge zur Betriebsgenossenschaft und in die Infrastruktur im Stadion.
Die Schieflage: Sie begann vermutlich schon in der Aufstiegssaison 2002/2003. Nur dank der Präsidiumsmitglieder und deren Bankbürgschaften, die in Vereinsdarlehen umgewandelt wurden, konnte ambitionierter Regionalliga-Fußball in Regensburg stattfinden und der Aufstieg geschafft werden. Der Abstieg ein Jahr später traf nicht nur den Verein, sondern auch die Mitglieder des Präsidiums besonders hart. Denn ihre Darlehen belasten als Negativposten die Jahn-Bilanz eigentlich nicht – weil sie mit einem Rangrücktritt verbunden sind. Die Folge: Der Verein ist de facto schuldenfrei, doch fehlt es an Liquididät, was Existenznöte auslöst.
Das Präsidium: Präsident Richard Seidl, die „Vize“ Wolfgang Gural und Richard Hirlinger, Präsidiumsmitglied Heinz Groenewold sowie Schatzmeister Hans Seidl sind amtsmüde geworden und hören nach eigenem Bekunden zum Saisonende auf. Indes darf in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, dass sie mit ihrem finanziellen Engagement die Voraussetzungen erst dafür geschaffen haben, dass der SSV Jahn innerhalb von sechs Jahren den sensationellen Aufstieg von der Landesliga in die 2. Liga geschafft hat. Nun versprechen sie, den Verein schuldenfrei an ihre Nachfolger zu übergeben. Die halten sich derzeit bedeckt und wollen noch nicht genannt werden – was zu respektieren ist. Nur soviel hört man aus dem eventuellen Nachfolge-Gremium: „Wir arbeiten seit Wochen fast jeden Tag hart daran, dass der Jahn eine gute Zukunft hat und auch nächste Saison in der Regionalliga spielt.“ Dazu benötigt man aber die Lizenzerteilung durch den DFB.
Die Regionalliga-Lizenz: Noch ist nicht bekannt, welche Auflagen der Jahn erfüllen muss, um die Lizenz durch den DFB zu erhalten. Sicher ist, dass eine Deckungslücke von rund 500000 Euro besteht. Um diese auszugleichen, hat der Verein bis 31. Mai Zeit. Fragt man Mitglieder der eventuellen Präsidiumsnachfolger, dann ist man durchaus zuversichtlich, die Lizenzauflagen zu erfüllen.
Ob beim SSV Jahn also wenigstens bald wieder gelächelt werden kann, wird sich aber wohl erst am kommenden Montag (19 Uhr) in der Generalversammlung herausstellen.
http://www.donau.de
_________________