Der DFB und seine Eventzuschauer verderben Fans die Freude am Gesang
- Bereits erschienen im Verlag der Nürnberger Zeitung im Juli 2005 -
Das Publikum bei deutschen Heimländerspielen ist absolut einfallslos, außer vielleicht zwei Gesängen, die man eher als kurze Anfeuerungsrufe beschreiben sollte kommt es allenfalls zu einer Laola-Welle, die die allgemeine Begeisterung ausdrücken soll.Allerdings handelt es sich hier hauptsächlich um ein Problem bei Heimspielen unserer Nationalmannschaft. Denn auswärts ist durchaus ein deutlich breiteres Repertoire an Gesängen im Umlauf.
Man fragt sich, wieso das daheim nicht klappen soll, schließlich hat man doch hier den viel zitierten Heimvorteil? Diese Frage will ich beantworten:
Bis auf wenige Ausnahmen findet sich beim Heimspiel ein komplett anderes Publikum ein, in Fankreisen spricht man gern vom Eventzuschauer, der das Länderspiel nutzt, um auch mal ein gutes Spiel im Stadion zu sehen, aber normalerweise die Saison über im Fernsehsessel verbringt.
Er zeichnet sich meist dadurch aus, im Stadion sitzen zu wollen und eventuell vor ihm stehende Personen unhöflich zum Sitzen aufzufordern. Läuft das Spiel gut, so ist auch er bereit (meist im Sitzen) die ihm aus dem Fernsehen bekannten Fangesänge für einige Sekunden von sich zu geben. Schließlich ist er ja extra dafür ins Stadion gekommen, um auch einmal die überall als faszinierend bekannte Atmosphäre zu erleben und ein Teil davon zu sein.
Nur wie gesagt – ihm fehlt hierfür die Erfahrung. Mehr als “Steht auf, wenn ihr Deutsche seid” und “Deutschlaaaand!” kennt er einfach nicht. Und die meisten seiner Nachbarn auch nicht, denn sie sind genau wie er keine Stammstadiongänger.
Jetzt stellt sich natürlich die nächste Frage: Weshalb sind so viele von diesen Eventzuschauern da, und die Fans gehen unter? Dieses Verhalten wird vom Deutschen Fußballbund gestützt: Das Rahmenprogramm orientiert sich immer mehr zwischen Disneyland (vor dem Stadion) und Oper (im Stadion), und der gemeine Fan wird einfach nicht mehr repräsentiert und fühlt sich genauso wie durch die Sitzplatzpflicht ausgeladen.
Es gibt auch keinen festen Standort für die Fans, wie es ihn im Ligabetrieb in jedem Stadion in Form eines Fanblocks gibt. Alle Bemühungen des DFB in diese Richtung verlaufen aus vollkommener Ahnungslosigkeit im Sand.
Und genau das sind die Gründe, weshalb viele – fast der Großteil der Auswärtsfahrer – gar nicht mehr zu den Heimspielen kommt.
Man hat resigniert vor der fan-unfreundlichen Umgebung bei DFB-Heimspielen. Man konzentriert sich auf Auftritte in anderen Ländern, wo man in einen Gästeblock kommt, beieinander steht und vor allem keiner der Sesselliberos die ach so weite Strecke auf sich genommen hat. Vorm Fernseher ist es doch immer noch am bequemsten…
EUROCOUNTER
Habe ich mir mal erlaubt zu kopieren! Find diesen Bericht einfach gut!!
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\\\"Tradition ist das, was man sich nicht kaufen kann\\\"