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Drei Tage vor dem Start in die zweite Saisonhälfte der Fußball-Landesliga Nord ist es beim FC Würzburger Kickers zu einem Eklat gekommen: Anton Kramer ist mit sofortiger Wirkung als Rothosen-Trainer zurückgetreten. Das bestätigte der Gymnasiallehrer am späten Mittwochabend exklusiv gegenüber dem Internetportal mainpost.de dieser Zeitung. Am Donnerstagmorgen bestätigten dann auch auch die Kickers in einer Pressemitteilung offiziell den Rücktritt Kramers.
03.03.2011
Hintergrund sei die Suspendierung des Spielers Visar Rushiti durch den Vorstand, die Kramer zu weit gehe. Nach Informationen dieser Zeitung soll der offensive Mittelfeldspieler, der erst zu Saisonbeginn als Wunschspieler Kramers und gegen einige vereinsinterne Widerstände an den Dallenberg geholt worden war, im Training seinen Teamkollegen Marc Reitmaier derart übel gefoult haben, dass dieser einen Kreuzbandriss erlitt. Danach habe sich Rushiti tagelang weder entschuldigt noch sich nach dem Befinden des Kollegen erkundigt. Kramer hatte auf die Aktion, die von einigen hinter vorgehaltener Hand gar als möglicherweise absichtliche bezeichnet wird, mit der Verbannung Rushitis aus dem Mannschaftsrat reagiert. „Dem Vorstand ging diese Maßnahme nicht weit genug und er suspendierte den Spieler vom kompletten Spielbetrieb. Mit dieser Entscheidung des Vorstandes sieht sich Kramer ohne den erforderlichen Rückhalt der Vereinsführung“, heißt es in der Presseerklärung der Kickers.
Kramer selbst bestätigte, dass der Vorfall der Auslöser für seinen drastischen Schritt sei, wollte sich aber nicht im Detail zu den Vorgängen äußern. „Bei den Kickers muss nun Ruhe einkehren, damit sich die Mannschaft auf das Spiel am Samstag bei FT Schweinfurt konzentrieren kann. Jetzt ist nicht der geeignete Zeitpunkt, um weiter Stellung zu beziehen“, sagte der Ex-Trainer, der erst zum Saisonbeginn an den Dallenberg gewechselt war und mit den Kickers nach 21 Spielen auf Tabellenplatz drei rangiert. „Die Rücktrittsentscheidung von Toni Kramer trifft den Vorstand völlig unvorbereitet und schafft für den Verein eine schwierige Situation. Wir hatten mit Toni langfristig geplant“, sagt Kickers-Vorstandsvorsitzender Michael Schlagbauer.
Kein klares Bekenntnis der Kickers
Kramer war mit einem Zwei-Jahres-Vertrag ausgestattet. Allerdings hatte Schlagbauer zuletzt ein klares Bekenntnis für Kramer vermissen lassen. Erst am Wochenende sagte er gegenüber dieser Zeitung: „Alle haben mehr erwartet, besonders in den Heimspielen. Es fehlen Leidenschaft und Feuer. Wir werden uns die nächsten Wochen angucken, ob wir das wieder reinkriegen.“ Ob Kramer auch in der nächsten Spielzeit Rothosen-Coach gewesen wäre, sei nicht nur ergebnisabhängig, es gehe auch um eine Perspektive, so Schlagbauer noch am Wochenende. Die hat Kramer für sich am Dallenberg nun offenbar nicht mehr gesehen und seine Konsequenzen gezogen.
Jetzt beginnt die Suche nach einem Nachfolger, der nach Kickers-Angaben zeitnah gefunden werden soll. Zunächst übernimmt der bisherige Co-Trainer Lamine Cissé kommissarisch das Training. Ob er zum Cheftrainer aufsteigt, ist derweil unklar. Denkbar wäre auch eine Interimslösung mit Sportvorstand Helmut Zoepffel und Sportdirektor Dieter Wirsching. Beide hatten bereits in der vergangenen Saison nach der Entlassung von Predrag Uzelac als Gespann erfolgreich kommissarisch als Trainerteam gearbeitet, kennen das Team aus dem Effeff. Aber auch der Name Harald Funsch wurde im Umfeld des Vereins zuletzt immer wieder genannt. Der Oberdürrbacher, der bereits am Dallenberg gearbeitet hat, und aktuell das U-19-Team der JFG Kreis Karlstadt in der Landesliga trainiert, wollte sich nicht weiter zu den Spekulationen äußern, bestätigte lediglich, „dass mir aktuell keine Anfrage der Kickers vorliegt.“
Die offizielle Pressemitteilung der Würzburger Kickers im Wortlaut:
"Infolge der Suspendierung von Visar Rushiti durch den Vorstand des FC Würzburger Kickers hat Trainer Anton Kramer seinen Rücktritt erklärt. Vorangegangen war ein Vorfall im Trainingsbetrieb, den Kramer mit der Verbannung Rushitis aus dem Mannschaftsrat ahndete. Dem Vorstand ging diese Maßnahme nicht weit genug und er suspendierte den Spieler vom kompletten Spielbetrieb. Mit dieser Entscheidung des Vorstandes sieht sich Kramer ohne den erforderlichen Rückhalt der Vereinsführung. Seine Konsequenz: der Rücktritt vom Traineramt.
Der Vorstandsvorsitzende Dr. Michael Schlagbauer dazu: "Die Rücktrittsentscheidung von Toni Kramer trifft den Vorstand völlig unvorbereitet und schafft für den Verein eine schwierige Situation. Wir hatten mit Toni langfristig geplant. In der disziplinarischen Würdigung dieses Vorgangs ging uns seine Maßnahme aber nicht weit genug."
Kurz vor dem Auftakt der Rückrunde übernimmt nun kommissarisch Co-Trainer Lamine Cissé. Wie es weitergeht werden die Verantwortlichen in den kommenden Tagen beraten."