MÜNCHBERGER ATTAKIERT GEGNER
Faustschläge auf dem Sportplatz
Spielabbruch | Münchberger Spieler rastet beim Kreisklassenspiel in Förbau in der 85. Spielminute aus. ATSV-Verantwortlicher Bernd Rieger bedauert den Vorfall. War eine schlimme Beleidigung der Grund?
Von Bernd Nürnberger
Jagdszenen auf dem Fußballplatz: Schiedsrichter Dieter Sagolla hat am Sonntag die Partie in der Kreisklasse Fichtelgebirge zwischen dem abstiegsbedrohten TuS Förbau und dem Tabellenführer ATSV Münchberg-Schlegel nach Tumulten auf dem Spielfeld in der 85. Minute beim Stand von 5:5 abgebrochen.
Jagdszenen auf dem Fußballplatz: Schiedsrichter Dieter Sagolla hat am Sonntag die Partie in der Kreisklasse Fichtelgebirge zwischen dem abstiegsbedrohten TuS Förbau und dem Tabellenführer ATSV Münchberg-Schlegel nach Tumulten auf dem Spielfeld in der 85. Minute beim Stand von 5:5 abgebrochen.
Auslöser war nach übereinstimmenden Darstellungen beider Vereine und des Schiedsrichters ein Ausraster des Münchberger Spielers Nico W., der auf den Förbauer Fabian L. mehrfach eingeschlagen hat.
Kurz zuvor war der Förbauer mit der Ampelkarte des Feldes verwiesen worden. "Als unser Spieler den Platz verließ, ist der Münchberger wie ein Stier hinter ihm hergerannt, hat ihn zu Boden gerissen und mit vier bis fünf Faustschlägen traktiert", schildert der Förbauer Vorsitzende Hans Stahlberg den Vorfall. Es müsse vorher aber schon eine verbale Auseinandersetzung zwischen beiden Spielern gegeben haben, räumt er ein. Sofort habe sich eine Spielertraube gebildet, auch Betreuer und Zuschauer beider Teams seien aufs Feld gerannt. "Aber die Lage hat sich dank des beherzten Eingreifens des Ordnungsdienstes ziemlich schnell wieder beruhigt." Der geschlagene Spieler sei nicht weiter verletzt worden, bestätigt Stahlberg.
"Du Hurensohn"
Der Münchberger Hauptkassier Bernd Rieger, der nach dem gesundheitsbedingten Rücktritt von Vorsitzendem Klaus Zapf in der vergangenen Woche "Mädchen für alles im Verein" ist, bestätigt im Großen und Ganzen den Vorfall, so wie ihn der Förbauer Vorsitzende schildert. "Es wird sich wohl so zugetragen haben." Er, Rieger, sei zwar nicht selbst in Förbau gewesen, habe aber mittlerweile mit einer Reihe von Beteiligten gesprochen. Rieger bedauert den Vorfall und nennt ganz offen den Grund für Nico W. "nicht zu entschuldigenden Ausraster": Der Förbauer Gegenspieler des 28-Jährigen ATSV-Akteurs, der nach einem Foul an ihm die Ampelkarte sah, habe beim Verlassen des Spielfeldes zu Nico W. gesagt: "Sei froh, dass deine Mutter tot ist, du Hurensohn." Das Schlimme: Die Mutter des Spielers sei vor nicht allzu langer Zeit völlig überraschend gestorben. Natürlich, stellt Rieger klar, hätte Wegner nie und nimmer auf seinen Gegenspieler einschlagen dürfen. "Sein Verhalten steht in keiner Relation." Aber der Tod seiner Mutter sei ihm sehr nahe gegangen, und dann so eine Äußerung. . .
Nach Riegers Darstellung hat es bereits während des Spiels, in dem seine Mannschaft zur Halbzeit klar mit 4:1 in Front lag, sehr viele Beleidigungen gegeben. "Das hat sich alles langsam hochgeschaukelt." Hinzu sei gekommen, dass der Aktionsradius des Schiedsrichters an diesem Tag sehr eingeengt gewesen sei. "Er hat schon vor dem Spiel gesagt, dass er schlecht laufen kann." Nico W. selbst sei nach seinem Ausraster von Förbauer Spielern und Zuschauern mit Tritten und Schlägen traktiert worden. "Auf dem Spielfeld kam es zu Tumulten, von Platzordnern war nur wenig zu sehen", gibt Rieger das Geschehen aus Münchberger Sicht wieder.
"Die Lage auf dem Platz war nicht mehr unter Kontrolle zu bringen", begründet Schiedsrichter Dieter Sagolla vom SV Leutendorf den Spielabbruch. "Nach der Tätlichkeit des Münchberger Spielers seien auch viele Zuschauer aufs Feld gerannt. Er, Sagolla, sei während des ganzen Handgemenges zu keiner Zeit von Spielern oder Zuschauern bedroht worden. "Die Tumulte sind von der einer auf die andere Sekunde losgegangen." Nach der gelb-roten Karte für den Förbauer habe er einen Münchberger Spieler wegen Reklamierens verwarnt. "Genau in diesem Augenblick ist ein anderer Münchberger hinter den vom Platz gestellten Förbauer hergelaufen, hat in zu Boden gerissen und auf ihn eingeschlagen." Dem Spieler habe er daraufhin selbstverständlich die Rote Karte gezeigt, was in dem ganzen Trubel völlig untergegangen sei.
Zum Schutz der Spieler
Da schon 85 Minuten gespielt waren, habe er kurzzeitig überlegt, das Spiel wieder anzupfeifen, sagt Sagolla. "Aber das habe ich dann zum Schutz der Spieler doch nicht gemacht, weil die Gefahr bestand, dass es bei der kleinsten Kleinigkeit wieder losgeht."
Über eine Stunde lang sei es ein völlig normales Kreisklassenspiel gewesen, bei dem man freilich gemerkt habe, dass es um Auf- und Abstieg geht." Bis zu den Ausschreitungen habe er einmal Gelb-Rot gegen Förbau und einmal Rot gegen Münchberg zücken müssen.
Der Unparteiische gibt unumwunden zu, dass er an diesem Tag wegen einer Oberschenkelverletzung, die er sich am Vormittag des Spieltages zugezogen habe, schlechter laufen konnte. Er habe dies vor dem Spiel beiden Mannschaften ganz offen gesagt. Sagolla stellt aber im gleichen Atemzug klar: "Meine Verletzung war für den Spielverlauf und den Abbruch nicht ausschlaggebend."
Der Schiedsrichter will seine Meldung bis heutigen Dienstag fertig haben. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit hat vermutlich in der nächsten Woche das Kreissportgericht.
http://www.frankenpost.de/sport/sport-fp...art2454,1008200